Zum Suchen, Eingabe mit Enter bestätigen.
Suchbegriff eingeben

Schwammerl drüber: Wie ein Salzburger zum Pilzbauern wurde

Luger Sabrina

Wenn man mit großen Betrieben nicht mithalten kann, muss man sich eine Nische suchen, oder eben einen Keller, so wie Sebastian Reindl. Dort züchtet der Salzburger gemeinsam mit seiner Frau Lisa nämlich Austernpilze auf Holz.

Er hat zwar Hektar, Hof und Wald, will aber lieber mit einer Pilzzucht sein Geld verdienen. Sebastian Reindl, der Holztechnologie studiert hat, war des Studiums wegen in Shanghai, als er seine Liebe zu Pilzen entdeckt. „In China gibt’s im Supermarkt jederzeit fünf bis zehn Sorten frische Pilze, dort sind die viel mehr in der täglichen Ernährung integriert. Und ich habe mir gedacht, ich bring die nach Österreich“, erzählt der 29-jährige Salzburger.

Fun mit Fungi

Aufgewachsen ist Sebastian auf einem Bio-Milchviehbetrieb. Nach einem Exkurs in die Elektrotechnik und die Holztechnologie hat er sich aber dann doch entschieden, am Hof zu bleiben: „Ich wollte immer was mit Landwirtschaft machen. Das Leben am Hof ist schön, man hat Fläche und kann coole Dinge machen.“ Wie zum Beispiel auf 100 Quadratmetern im Keller Pilze züchten.

„Ich habe auch davor schon andere Sachen probiert. Quinoa anbauen oder Käse machen, aber das mit den Pilzen ist einfach das Richtige“, so Sebastian. Angefangen hat das Ganze 2020 als kleines Experiment, nach zwei Monaten gab es dann schon rund 20 Kilo Austernpilze. Er lacht: „Die haben wir dann an unsere Freundinnen und Freunde und Bekannten verschenkt. Das ist bis heute unsere beste Werbestrategie: Gründe finden, um Leuten Pilze zu schenken.“ Relativ rasant wurde es aber dann ernst um die Pilze: „Rein theoretisch könnte ich heute schon davon leben.“

Weil ihm das Arbeiten aber so viel Spaß macht, arbeitet er noch zwei Tage die Woche in einem Labor. Und wenn noch Zeit bleibt, dann wird den Eltern am Betrieb mit Wald und Kühen geholfen. 

Alles Wissen auf Chinesisch

In Europa, so Sebastian, gibt es wenig Know-how über die Pilzzucht. Da hilft es ihm schon sehr, dass er Chinesisch kann: „Besonders in China und Japan gibt es viel Wissen dazu. Ich habe mir da einige Methoden abgeschaut, wie ich das selbst professionell machen kann.“ Seither macht er nicht nur das Saatgut selbst, das bei den Pilzen „Pilzbrut“ genannt wird, sondern auch das Substrat aus Stroh oder Sägespänen.

Seit dem Frühjahr bieten Lisa und Sebastian auch Workshops zum Thema an, sowohl für die private als auch für die professionelle Zucht. Ganz so einfach ist die ganze G’schicht nämlich nicht. „Man wird recht schnell erste Erfolge haben, aber langfristig Pilze zu züchten ist mehr Arbeit. Da braucht es schon viel Geduld und im besten Fall Reinraumbedingungen. Schimmelsporen sind ja überall in der Luft und Schimmel wächst beispielsweise fünfzehn Mal schneller als Austernpilze“.

Weil das kurze Pilzezüchten aber auch für Laien möglich ist, vermarkten sie ihre Pilze nicht nur Ab Hof im Kühlschrank und beliefern regionale Gastro-Betriebe, sondern vertreiben Pilz-Zuchtsets online. „So ist die beste Qualität gewährleistet, weil Pilze sich schwer versenden lassen“, erklärt Sebastian. Demnächst sollen auch Kräuterseitlinge, Shiitake und Igelstachelbart im Sortiment aufgenommen werden.