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Hurra die Garnele: Meeresfrüchte aus den Alpen

Luger Sabrina

Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Und 574 Meter über dem Meeresspiegel wachsen sie wie die Schwammerl im Wald: Garnelen. „Immerhin waren die Alpen ja auch einmal Meer”, lacht der Garnelenzüchter Daniel Flock. Stellt sich die Frage: Ist er eigentlich Obstbauer, weil er Meeresfrüchte anbaut? Und wie geht das eigentlich?

Zuerst war das Angeln, dann die Fischzucht im eigenen Keller und dann das Garnelen-Projekt. „Uns war es immer wichtig zu wissen, woher unser Essen kommt. Und das weiß man bei Garnelen oft einfach nicht. Deswegen haben wir uns gedacht, wir züchten sie einfach selbst”, erzählt Daniel Flock, der vor rund sieben Jahren gemeinsam mit Markus Schreiner das Unternehmen „Alpengarnelen” gründete.

Die beiden haben lange recherchiert und internationale Projekte analysiert, in Europa waren sie echte Vorreiter. Mit ihrer ursprünglichen Zucht haben sie jährlich bis zu 300 Kilo Garnelen abgefischt, mittlerweile sind es zehn bis zwölf Tonnen pro Jahr. Hauptabnehmer ist die Gastronomie, aber auch Privatkunden kaufen ihre Alpenmeeresfrüchte übers Internet oder den Ab-Hof-Verkauf.

Gscheit’ gsoizn

Auch in den Alpen werden Garnelen nicht im Bach und auch nicht in einem See gezüchtet. Sie brauchen schon salziges Meerwasser, das die beiden Garnelenbauern aus frischem Tiroler Bergquelllwasser und Meersalz aus Deutschland herstellen. Das Salzwasser ist eigentlich auch der Grund, warum die Garnelen aus Tirol noch keine Bio-Zertifizierung haben, erzählt Daniel Flock.

Eine aktuelle Bio-Zertifizierung wäre nämlich nur möglich, wenn zwischen dem Wasser und dem Boden keine Folie wäre. Weil sie wegen der Garnelen aber mit Salzwasser arbeiten müssen und die Folie als Abgrenzung zum Boden deswegen notwendig ist, gibt’s aktuell noch kein Zertifikat. Hohe Standards aber trotzdem. Flock meint: „Es ist leider sehr traurig, dass wir deswegen keine Bio-Zertifizierung kriegen. In der Zukunft wird sich das aber hoffentlich ändern.”

Krebstier ohne allem

Alpengarnelen werden ohne Antibiotika, Medikamente oder weiteren Zusätzen aufgezogen. Ihre Gesundheit haben sie anderen Aspekten zu verdanken: „Im Gegenteil zu anderen Aquakulturen verzichten wir auf jeglichen Medikamenteneinsatz. Die Becken sind auch nicht überfüllt. Wir schauen auf die beste Futterqualität und haben Stammbaum-zertifizierte Larven, damit’s zu keiner Inzucht kommt, die die Garnelen krankheitsanfälliger macht”, so Flock.

Die Larven haben die beiden Landwirte ursprünglich aus sunny Florida bezogen, weil nur diese ihren Standards entsprochen haben. Mittlerweile haben sie aber auch Partner in Europa. Die Garnelen, die heute in den Tiroler Alpen groß und stark werden, sind also gebürtige Spanier und Deutsche. In Zukunft wollen die beiden Tiroler Landwirte aber auch selber Larven züchten.

„Seaspiracy“ ist nur die Spitze vom Eisberg

Der Nachhaltigkeitsaspekt ist einer der großen Gründe, warum Daniel Flock und Markus Schreiner überhaupt gestartet haben. Daniel Flock erzählt: „Wir wollen die Überfischung der Meere nicht unterstützen. Mit der Garnelenzucht tun wir etwas dagegen. Der Dokumentarfilm ‘Seaspiracy’ zeigt noch nicht einmal annähernd was alles abgeht.”

Auch bei der Tötung der Garnelen gehen die Tiroler Garnelen-Züchter den Umständen gemäß sanft um. „In Asien verenden die Garnelen qualvoll, die ersticken einfach”, erzählt Flock: „Bei uns werden die Tiere mit einem Elektroschock betäubt und anschließend im Eiswasser getötet.” Ihr Schlachtgewicht erreichen die Krebstiere nach ungefähr einem halben Jahr, dann wiegen sie zirka 25 Gramm.

Mittlerweile gibt es in Österreich bereits drei größere Garnelen-Betriebe. Nach den Tiroler Alpengarnelen folgten Zuchtstätten im Kremstal in Oberösterreich und in Rottenmann in der Steiermark.

Und wie bereitet man die jetzt zu?

Am liebsten isst Daniel Flock seine Garnelen so naturbelassen wie möglich. Einfach salzen und kurz in Sesamöl anbraten, sodass die Garnele noch glasig ist. Wer mag, kann zum Schluss noch einen Schuss Zitrone darüber träufeln und fertig 🙂