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Camping-Boom am Bauernhof: Plattformen, Erfahrungen und eine No-Go-App

Lafer Lena
Camping am Bauernhof Stellplatz Plattform

Die Camping-Saison steht in den Startlöchern und wer freie (und halbwegs flache) Fläche übrighat, kann diese Urlauberinnen und Urlaubern zur Verfügung stellen. Einige Betriebe machen genau das: Wie es ihnen damit geht und was du beachten solltest, wenn du auch Host werden willst, haben wir für dich herausgefunden.

Der Hashtag „Vanlife“ ist von Instagram nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Menschen machen im Campingbus oder im Wohnmobil Urlaub. Wildcampen ist in ganz Österreich verboten, deshalb sind gute und günstige Stellplätze heiß begehrt.

Camping am Bauernhof im Aufschwung

Den Boom des "Vanlife" bekommt auch der Fraiss Thomas zu spüren. Schon seine Eltern haben auf dem Sepplbauer-Hof in Niederösterreich Parkplätze für Wohnmobile und Camper angeboten, aber mit der Corona-Pandemie sei die Nachfrage so richtig explodiert. Die Leute kommen auf den Hof, zahlen pro Nacht 15 Euro oder 18 Euro (mit Strom) und bleiben dann maximal drei Tage.

Mit Schafen, Hühnern, Schweinen, Gänsen und Co gibt es am Hof für die Besucherinnen und Besucher einiges zu sehen. Als kleines Extra gibt’s für das Frühstück sechs Bio-Eier vom Betrieb. „Das wird gut angenommen und zu 90 Prozent haben wir keine Schwierigkeiten“, sagt Thomas. Teilweise kaufen die Besucher dann auch noch Produkte vom Hof ein. Die Stellplätze seien aber vor allem eines: ein „gutes Zubrot“.

Erfahrungen Stellplätze Bauernhof

Stellplatz am Bauernhof anbieten: Mit Buschenschank-Joker

Noch relativ neu im Stellplatz-Game ist der Buschenschank Haider in der Steiermark. Vor etwa zwei Jahren haben Freunde den Familienbetrieb auf die Idee gebracht und bisher ist die Familie Haider ganz glücklich damit.

„Das Gute ist, dass die Leute bei uns im Buschenschank einkehren können. Sie jausnen und sitzen gemütlich bei uns und nehmen auch gern noch Wein mit“, erzählt uns die Boehm-Haider Christa. Das macht die Wohnmobil-Stellplätze auch für Menschen auf der Durchreise in den Süden attraktiv.

Saison ist hauptsächlich von Mai bis Oktober, überfüllt sei es aber nie. „Wir machen jetzt nicht aktiv Werbung, die Gäste sind zufrieden und über Mundpropaganda wird das dann weitergetragen“, erzählt Christa.

park4night: Wo die Camper-Community nachschaut

Beide Betriebe sind auf der Plattform „park4night“ zu finden. Dort kann man sich gebührenfrei ein Konto erstellen und den Stellplatz eintragen, den die Userinnen und User der App dann nutzen können. Höhere Sichtbarkeit, Kontaktangaben und einige andere Vorteile gibt’s aber erst, wenn man eines der Premium-Angebote nutzt. Ansonsten ist man hier ziemlich auf sich allein gestellt.

Die Datenbank ist in der Camping-Community jedenfalls ein beliebtes und verbreitetes Tool, um unkompliziert Stellplätze zu finden und allein deshalb schon fast ein Muss. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert auch die Plattform stellplatz.info.

Ausgebauter Van mit offenem Kofferraum parkt auf Stellplatz im Weingarten. Camping am Bauernhof

Extra-Cash auf Wertschätzungsbasis

Es gibt aber auch andere Plattformen, die ganz gezielt Stellplätze auf Bauern- und Gasthöfen vermitteln. Camping am Bauernhof funktioniert hier meist auf Wertschätzungsbasis: Das heißt, die Partnerbetriebe stellen den Platz gratis zur Verfügung und die Nutzer*innen kaufen dafür Produkte vom Hof oder kehren ein. Zwei Beispiele dafür sind „Landvergnügen“ (früher Landleben) oder „Schau auf’s Land“ (mehr über ihr Konzept erfährst du in unserem Beitrag).

„Wir kriegen das Feedback, dass es echt gut funktioniert“, sagt Leonard Röser von „Schau auf’s Land“. Aber natürlich gebe es auch hier vereinzelt schwarze Schafe, die das Konzept ausnutzen. Da hilft es, die eigenen Wünsche und Vorstellungen aktiv an die Gäste zu kommunizieren. Falls es trotzdem mal nicht so gut läuft, kann man das „Schau auf’s Land“ rückmelden. Für manche hat das Angebot neben Extra-Geld noch einen anderen Mehrwert: „Ich hab‘ mein Vieh und komme eigentlich nicht in die Welt, aber jetzt kommt die Welt zu mir“, erzählt eine Bäuerin.

Das Rechtliche: Manche Plattformen sorgen vor

Bei diesen Plattformen ist auch der rechtliche Rahmen abgeklärt, hier gibt es nämlich von Bundesland zu Bundesland verschiedene Voraussetzungen – je nach Camping- und Naturschutzgesetz. In Tirol ist’s besonders happig, aber auch in Oberösterreich gibt es laut Röser mittlerweile strengere Regeln.

Bei „Schau auf’s Land“ ist es so, dass die Besucher maximal 24 Stunden am Hof bleiben und die Höfe nicht mehr als drei Stellplätze anbieten dürfen. Wie es mit Ortstaxe und Umweltschutzgesetz aussieht, wird dann extra an die Partnerbetriebe kommuniziert. Landvergnügen empfiehlt den Gastgebern, sich bei der jeweiligen Gemeinde über die Rechtslage zu informieren.

Falls du noch genauere Infos zum rechtlichen Rahmen brauchst, empfehlen wir dir die offizielle Seite der Bundesregierung. Es gibt auch oft Auskunft von den jeweiligen Landwirtschaftskammern, wie zum Beispiel hier für Oberösterreich.

Finger weg von CAMPPA

Nicht zu empfehlen ist das Start-up CAMPPA - das erzählt uns zumindest ein Landwirt aus der Oststeiermark. Das Unternehmen verspricht, dass Grundbesitzer auf ertraglosen Flächen mit geleasten Parksäulen etwas dazuverdienen können. Das hört sich erstmal gut an - leider eher zu gut:

Das System habe die meiste Zeit nicht funktioniert, beim betroffenen Landwirt hat noch kein einziger Gast geparkt. Möchte man aus dem Vertrag aussteigen, sei niemand erreichbar. Auch wir haben von CAMPPA weder telefonisch noch per E-Mail eine Rückmeldung bekommen.

Die Google-Rezensionen des Unternehmens machen klar, dass sich mehrere Betriebe übers Ohr gehauen fühlen. Mittlerweile ist die Sache sogar vor Gericht, weshalb der Steirer anonym bleiben möchte. Die Stellplätze hat er aber noch, in Zukunft will er es vielleicht nochmal mit einem anderen System versuchen.

Ein abgestellter Camper-Van auf einer Wiese. Dahinter Nadelbäume und ein Bergpanorama

Was braucht es also für Camping am Bauernhof

Du kannst auch einfach ein Schild an der Hauptstraße aufstellen. Für Stellplätze braucht’s außerdem keine Riesen-Infrastruktur. Das Ziel ist ja nicht, dass du einen Campingplatz aufmachst oder gleich Urlaub am Bauernhof anbietest. Du machst, was sowieso anfällt und hostest nebenbei die Leute, die vorbeikommen. Wasser, Stromanschluss oder eine Möglichkeit zum Essen und Trinken machen deinen Stellplatz aber attraktiver.

Durchs Reden kommen die d‘Leut zam, wie wir wissen. Und wenn du Lust hast, dich mit unterschiedlichen Leuten auszutauschen, kann ein Stellplatz auf deinem Hof eine gute Gelegenheit dafür sein.