Sie sind da, wenn Not am Berg ist: Die Bergretterinnen

Luger Sabrina
Bergretter beim Aufstieg am Berg im Eis

Es geht rund in den Bergen und das zeigt sich auch bei der Einsatzstatistik der Bergrettung: Im ersten Halbjahr 2021 verzeichneten die Bergretter im Raum Niederösterreich und Wien beispielsweise einen Anstieg von 13 Prozent. Wobei das Wort „Bergretter“ hier nicht ganz zutreffend ist, denn ganze sechs Prozent der 13.000 Bergrettungsmitglieder sind Frauen. Wir haben mit zwei von ihnen gesprochen und nachgefragt, wie Frau zur Bergrettung kommt, was verlangt wird und wie anspruchsvoll die Ausbildung ist.

„Ich komme aus einer Familie, wo Berge immer eine Rolle gespielt haben. In meiner Familie waren Bergführer dabei und generell waren alle immer am Berg“, erzählt Maria Riedler aus dem Pongau. Seit mittlerweile 17 Jahren ist die ausgebildete Kinderkrankenschwester bei der Bergrettung Bischofshofen im Einsatz – mittlerweile auch als Hundeführerin.

Bergretterin Maria mit ihrem Hund Ares

Maria und ihr Hund Ares
Foto: © Maria Riedler

Marias Kollegin Sabrina Wurzer, die seit eineinhalb Jahren mit ihrer Bergretterinnen-Ausbildung fertig ist, war sich der Bergrettungs-Sache anfangs nicht ganz so sicher: „Am Anfang war ich schon unsicher, ob ich überhaupt dafür geeignet bin. Die Bergrettung ist auch heute immer noch eine Männerdomäne, man ist mit altgewachsenen Strukturen konfrontiert und muss sich schon behaupten wollen.“

Sabrina Wurzer in Bergrettungsjacke

Seit eineinhalb Jahren ist Sabrina „fertige" Bergretterin
Foto: © Sabrina Wurzer

Intensive Ausbildung zum Schutz aller

Um Teil der Bergrettung zu werden, muss die Anwärterin oder der Anwärter erst mal eine Ortsstelle finden, die gerade Bedarf an Rettungspersonal hat und dann auch noch das Probejahr bestehen. Und das ist gar nicht mal so einfach. Sabrina erklärt: „Du wirst schon abgeprüft und getestet wie geeignet du für den Bergrettungsdienst bist und wie souverän und sicher du dich am Berg verhältst, damit du halt, salopp gesagt, nicht selbst zum Einsatz wirst.“

Die Ausbildung ist intensiv und umfangreich. Benachteiligt oder bevorzugt behandelt werden Frauen laut Maria und Sabrina nicht. „Das Niveau und die Professionalität sind extrem hoch. Ich werde als Frau zu den gleichen Bedingungen geprüft wie meine männlichen Kollegen und ich würde auch nicht wollen, dass es anders wäre“, so Sabrina.

Sabrina Wurzer bei einer Gletscherübung

Über Stock, Stein, Gletscher und Hänge – die Bergretterinnen sind in jedem Gelände im Einsatz
Foto: © Sabrina Wurzer

Die intensive Ausbildung soll die zukünftigen Bergretterinnen und Bergretter auf alle möglichen Situationen vorbereiten. „Die meisten unserer Einsätze sind kein Honiglecken. Wir arbeiten in beschissenen Geländen und meistens bei Wetter, wo man nicht einmal seinen Hund rausschickt“, betont Maria. Egal ob am Gletscher, auf steilen Hängen oder im Schnee. Abgesehen von der Basisausbildung müssen auch erfahrene Bergretterinnen oder Bergretter konstant Trainings absolvieren.

Auch bei den Einsätzen spielt das Geschlecht keine Rolle, wie Maria erklärt: „Jede Person, die bei der Bergrettung ist, hat ganz eigene Ressourcen, die eingebracht werden können. Manche können besser klettern, andere sind besser in der Ersten Hilfe. Frauen bei der Bergrettung sind beruflich oft Krankenschwestern oder haben eine medizinische Ausbildung. Das ist dann natürlich doppelt so gut.“

Bergretterin mit Hund und Helikopter

Wenn's brennt, dann werden die Bergretterinnen auch mit dem Heli von der Arbeit geholt

Foto: © Maria Riedler

Bergrettung ist Ehrensache

Obwohl die Tätigkeit bei der Bergrettung zeitintensiv und körperlich anspruchsvoll ist, werden die jährlich rund 9.000 Bergrettungseinsätze in Österreich ehrenamtlich abgewickelt. Sabrina und Maria sind beide Vollzeit angestellt. „Für unsere Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ist das schon ein Wahnsinn, wenn wir spontan wegmüssen“, erzählt Maria. Dennoch haben beide das Glück, von ihren Vorgesetzen in dieser Hinsicht unterstützt zu werden. Im Unternehmen, in dem Sabrina angestellt ist, wird das Ehrenamt sogar gefördert. Und wenn im Winter Lawinengefahr herrscht, ist Maria auch während der Arbeitszeit immer einsatzbereit. Falls es zu einem Notfall kommt, wird sie dann direkt vom Arbeitsplatz mit dem Helikopter abgeholt.