Pfiat Gott’ beinand: Warum Sepp Forcher schon jetzt eine Legende ist

Schwoaga Andi
hektar_artikelbild_sepp_forcher

Wir werden ihn vermissen: Sepp Forcher

Pfiat’ Gott, hat er gesagt, zum allerletzten Mal. Mit Sepp Forcher geht nicht nur ein Urgestein des Österreichischen Rundfunks, sondern auch ein Stück Geschichte. Eine echte Legende eben.

91 Jahre ist er alt geworden, der Sepp Forcher. Nur die letzten 35 davon hat er auch Fernsehen gemacht. Es hat trotzdem gereicht, um sich mit „Klingendes Österreich“ einen absoluten Kultstatus zu erarbeiten. Wie er das geschafft hat? Hier eine unvollständige Liste von Gründen, warum der geborene Südtiroler für uns schon zu Lebzeiten eine absolute Legende war.

1. Er hat Ruhe in den Fernsehabend gebracht.

Er war die Antithese zu Krimi, Thriller und Co: Während auf ORF 1 reihenweise Autos explodierten, schwenkte die Kamera in „Klingendes Österreich“ langsam über traumhafte Landschaften, auf die man als Österreicherin oder Österreicher doch auch immer ein wenig stolz ist. War das kitschig? Vielleicht. Langweilig? Manchmal. Aber haben wir gut dabei geschlafen? Auf jeden Fall!

Der Anfang eines ruhigen Fernsehabends: Klingendes Österreich

2. Er hat schon Bart getragen, bevor es cool wurde.

Bei Fernsehstars weiß man nie, wo die Privatperson aufhört und die Kunstfigur beginnt. Dieses Problem hatte Sepp Forcher nicht. Er war bodenständig, authentisch und hat sich nie verbogen. Woran man das gut erkennen konnte? An seiner Garderobe und an seiner Haarpracht. Bei beidem blieb er sich absolut treu. Und wurde mit seinem Rauschebart zum vielbeneideten Vorbild für jeden Großstadt-Hipster.

3. Er war immer gut aufgelegt. Und hat gute Auflagen geliefert.

Im Gegensatz zu Sportkommentatoren, denen im Eifer des Gefechts schon mal der eine oder andere Wortverdreher rausrutscht, hat Sepp Forcher seine Texte immer sehr bedacht und vor allem fehlerfrei eingesprochen. Trotzdem hat er den einen oder anderen auch zu ein bisschen Schabernack inspiriert. Zum Beispiel Christian Schwab von den Comedy Hirten, der als Sepp Schnorcher in den Ö3-Wecker einzog.

Das Video ist nicht gut gealtert, der Text geht aber immer noch: Christian Schwab als Sepp Schnorcher. Unsere liebster Spruch war übrigens: Hat der Hai einen Surfer gefressen, dann war's wohl eine Brettljause.

4. Er konnte länger als die anderen.

Sepp Forcher war ein echtes Viech. Gerüchten zufolge ist er schon als junger Mann und professioneller Lastenträger mit seiner extremen Ausdauer und Kondition aufgefallen. Aber auch bei „Klingendes Österreich“ hat er einen langen Atem bewiesen: Von 1986 bis 2020 moderierte er insgesamt 200 Folgen und machte die Sendung damit zu einer der traditionsreichsten im ganzen ORF (nicht nur inhaltlich). Erst im Herbst präsentierte Hans Knauß die Nachfolgesendung "Österreich vom Feinsten".

Hans Knauß bei den Dreharbeiten zu Österreich vom Feinsten in der Weststeiermark
Schwoaga Andi
12.10.2021

Österreich vom Feinsten: Hat Hans Knauß das Zeug zum Sepp Forcher?

in Dorfleben

Mit 200 Folgen ist "Klingendes Österreich" eine der längsten TV-Produktionen des ORF.

5. Sein Leben war ein ständiges Auf und Ab.

Auf den Gipfel des Erfolgs ist Sepp Forcher irgendwie von ganz allein gekommen, alle anderen Berggipfel in seinem Leben – und das waren viele – musste er sich hart erarbeiten. Dafür sind da ziemlich illustre Namen dabei, die man dem Sepp Forcher, wie wir ihn aus dem Fernsehen kennen, auf den ersten Blick gar nicht zugetraut hätte. So war der Mann unter anderem auch am Mont Blanc und am Matterhorn! Und natürlich auch am Erzberg.

6. Er war verliebt.

Ganz ehrlich: Sepp Forcher war 65 Jahre verheiratet und allein das ist schon eine Leistung. Dass er aber genau drei Wochen nach dem Tod seiner Ehefrau auch selbst gestorben ist, ist wohl der größte Liebesbeweis, den er ihr machten konnte, denn länger waren die beiden in all den Jahren nie getrennt. Eine absolute Legende.

Titelbild: © Helmuth Furch/Wikipedia (CC BY-SA 3.0)