Kunst oder Sauerei: Diese Tiere sind gefragte Maler

Luger Sabrina

Die einen haben Schweindl, die Südafrikanerin Joanne Lefson hatte aber so richtig Sau. Als sie 2016 ein Zuchtschwein von einem Schlachthof rettete, wusste sie nicht, dass sie damit einen Lotto-Gewinn macht. Das Schwein „Pigcasso“ malt nämlich gerne und verkaufte erst im Dezember ein Bild um umgerechnet rund 24.000 Euro. Doch auch in Österreich gibt es tierische Malerinnen und Maler.

„Es ist Magie, wenn Pigcasso ihr Atelier betritt“, erklärt Joanne, die das Schwein vor mehr als fünf Jahren als Ferkel gerettet hat und ihm auf ihrem Gnadenhof ein neues Zuhause gab. Weil Pigcasso im Stall alles bis auf die Pinsel vernichtet hatte, kam Joanne auf die Idee, das Schwein doch malen zu lassen. Mit großem Erfolg.

Pigcasso in ihrem Atelier.

© www.pigcasso.org/Joanne Lefson

Die Sau zeigt große Freude am Malen und ihr Talent haben auch internationale Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhaber schnell entdeckt. Für die Bilder von Pigcasso zahlen sie durchschnittlich zwischen 800 und 2.500 Euro. Das Geld wird dann in die Erhaltung des Hofs gesteckt. Doch das Konzept ist nicht einzigartig. Auch in Österreich haben so manche den lukrativen Aspekt von malenden Tieren entdeckt.

Eine stolze Malerin mit ihrem Werk.

© www.pigcasso.org/Joanne Lefson

Tierisches Talent

Auf dem Gnadenhof Wolfsgraben lebt der Esel Frederic, der vor gut einem Jahr mit dem Malen begonnen hat. Gabriele Wodak, die Obfrau des Gnadenhofs, legt viel Wert darauf, die Tiere intellektuell zu fördern. „Bei Frederic habe ich beobachtet, dass er gerne mit Stöckchen spielt und damit im Sand herumkratzt. Daraufhin habe ich einmal einen Pinsel auf dem Stöckchen befestigt und das Malen mit ihm versucht“, erzählt die Niederösterreicherin.

Frederic am Werk.

© Gnadenhof Wolfsgraben

Mit viel Übung und Geduld hat sie so Frederics künstlerische Ader zum Leben erweckt. Der Esel fordere seine Malstunden heutzutage sogar ein. Für Besucherinnen und Besucher gibt es am Gnadenhof die Möglichkeit gemeinsam mit Frederic ein Bild zu gestalten.

Eine Kreativeinheit mit Frederic kostet 190 Euro und kommt dem Gnadenhof zugute, das entstandene Bild darf man mitnachhause nehmen. Wer nicht nach Wolfsgraben kommt aber gerne ein Bild von dem malenden Esel hätte, der kann das auch online erstehen. Für Licht ins Dunkel hat Frederic sein bislang teuerstes Gemälde verkauft: Ganze 850 Euro hat er dafür bekommen.

Doch ist das jetzt Kunst?

„Ich würde sagen, dass diese Werke letzten Endes eine Form dessen sind, was man «Konzeptkunst» nennt. Dabei geht es um die Idee, nicht das Objekt, so dass oft völlig egal ist, wie die Werke aussehen. Der Großvater der Konzeptform ist Marcel Duchamp, der hat 1917 ein Pissoir zu Kunst erklärt.“, erklärt der Philosoph und Kunstkritiker Dr. Klaus Speidel.

Er führt weiter aus: „Viele Kunstwerke leben eben auch davon, dass sie gute Geschichten sind. Wenn Kunst, sich gut erzählen lässt, spreche ich von «narratogener Kunst». Da gehört Pigcasso sicher dazu. Das Ganze lässt sich gut erzählen — und erst, dass die Bilder teuer verkauft werden, macht die Geschichte so richtig erzählenswert.“

Also: Ist es Kunst oder Sauerei? „Da gibt es natürlich verschiedene Haltungen dazu, aber wenn jemand sagt, es ist Kunst, dann akzeptiere ich das zuerst mal. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es gute Kunst ist“, so Klaus Speidel.

Ob das jetzt wirklich Kunst ist, darüber lässt sich streiten. Was Pigcasso und Frederic aber auf jeden Fall beweisen ist, dass die Kunst kein brotloser Job sein muss.

Titelbild: © www.pigcasso.org/Joanne Lefson