Kein Scherz: Eine Ode an das Scherzl

Luger Sabrina

Es ist wie eine heiße Sommerromanze: anfangs leidenschaftlich begehrt und mit großer Lust verzehrt, aber schon kurze Zeit später vergessen und vertrocknet in der Brotdose zurückgelassen und nur noch eine Last, die man loswerden muss – das Scherzl. Warum wir es lieben und heute keinen Scherz darüber machen, lest ihr hier.

Die Brösel fliegen in alle Richtungen, das Mehl ist über den ganzen Tisch verbreitet. Das stumpfe Brotmesser versucht sich seinen Weg durch die knusprige Kruste zu bahnen. Sobald der zarte, weiche Kern des Laibs erreicht ist, ist es so, als ob man die letzten Meter eines Marathons läuft. Das Runner‘s High erreicht, das Ziel nahe, der Genuss in unmittelbarer Reichweite (Anmerkung: Ich bin noch nie einen Marathon gelaufen, aber so stelle ich es mir vor). Und schon ist die Ziellinie überquert, der erste Schnitt vollbracht und das Scherzl vom Rest des Brotes abgetrennt.

Symbolbild: Brot kaufen

Das Scherzl verbindet alles, was ein gutes Brot ausmacht. Nämlich eine knusprige Rinde und einen g‘schmackigen Kern. Doch Scherzl ist nicht gleich Scherzl. Ist das erste, also der erste Anschnitt, besonders knusprig und weich zugleich, ist das letzte Stück Brot die böse Stiefschwester, an der man sich die Zähne ausbeißt. Doch warum heißt das Scherzl eigentlich Scherzl? Weil so witzig ist es eigentlich gar nicht.

Woher kommt’s und wohin geht’s?

Scherzl kommt aus dem Italienischen und stammt vom Wort scorza ab, was übersetzt „Rinde" bedeutet. Ein Scherzl ist hauptsächlich Rinde, also ist die Namensherkunft recht unspektakulär. Was aber wiederum sehr spektakulär ist, ist ein frisches Scherzl, das noch richtig schön warm ist, mit einer guten Portion Butter. Ihr wisst’s eh.

Ein trauriges Scherzl </3

Aber genug gescherzt, was tun wir jetzt wirklich mit dem stiefmütterlich behandelten letzten Stück Brot? Wir haben zwei Möglichkeiten für euch recherchiert, wie ihr ein hartes Scherzl vermeiden könnt:

Erstens: Einfrieren.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte das Brot einfrieren, bevor es hart wird. In Scheiben geschnitten im Gefrierfach ist es dann immer bereit und knusprig frisch, wenn man es gerade braucht. Ich weiß, das ist eine absolut unoriginelle Art, hartes Brot (oder eben noch schlimmer: ein hartes Scherzl) zu vermeiden, aber es funktioniert. Und um ehrlich zu sein seid ihr wahrscheinlich besser beraten, wenn ihr einfach einmal eure Oma fragt, wie die ein hartes Scherzl umgeht. In den Kaffee tunken gilt nicht!

Zweitens: Gulasch machen.

Vielleicht ist es ein Geheimtipp, wahrscheinlich wissen es aber eh die meisten von euch: Ein altes, hartes Scherzl macht das Gulasch sämig. Es wird zum Schluss in die würzige Brühe geschmissen und eine Stunde lang mitgekocht. Vor Verzehr wird’s rausgefischt, weil es sein Wunder dann schon vollbracht hat. Es erschließt sich daraus also: Selbst ein hartes Scherzl ist ein Wunderwuzzi.

PS: Ja, wir haben heute in der Brotdose bei den Scherzerl geschlafen! 🤪