Die Bienen machen ihm den Hof: Ronald Royer

Schwoaga Andi

Ronald Royer aus Rohrmoos bei Schladming hat vor knapp eineinhalb Jahren den elterlichen Hof übernommen. Inzwischen hat er das halbe Haus umgebaut, ordentlich aufgestockt und beschäftigt in seiner Imkerei vom Reiter gut eine Million Mitarbeiterinnen. Grund genug, um sich mit ihm kurz über das Thema Erfolg in der Landwirtschaft zu unterhalten.

Ronald Royer ist der jüngere der zwei Buben vom Reiterhof im steirischen Rohrmoos – ein für die Region typischer Mischbetrieb mit Rinderzucht, Almwirtschaft, Zimmervermietung und einem halben Streichelzoo für die Gästekinder. Die Landwirtschaftsschule brach er nach nur einer Woche ab und begann stattdessen eine Karriere als Elektriker und Technischer Zeichner. Danach wurde er Lichtplaner und begann nebenbei mit dem Imkern. Ab hier wird die Geschichte dann spannend.

hektar: Ronald, du bist der jüngere Sohn. Wann war für dich klar, dass du das Ganze hier mal übernehmen wirst? Und wie war das für dich?

Ronald: Das ich mal übernehmen werde, war eigentlich ziemlich schnell klar. Landwirtschaft hat mir zwar nie wirklich getaugt, aber ich war halt der tierliebendere von uns beiden. Was mich am Anfang ziemlich abgeschreckt hat, war die Tatsache, dass man heute meistens ganz normal arbeitet und dann den Hof nur nebenbei mitmacht. Bei mir hat sich das jetzt aber glücklich ergeben.

Erzähl mal …

Das ist eine längere Geschichte: Mein Opa hier am Hof hat früher schon Bienen gehabt. Als er gestorben ist, war unsere Bienenhütte dann ein paar Jahre leer, bis mein anderer Opa wieder ein paar Stöcke aufgestellt hat. Der war eigentlich Bodenleger, ist aber voll in das Thema rein gekippt. Und vor fünf, sechs Jahren hab ich mir gedacht, der Typ ist so fasziniert vom Imkern, das will ich mir auch mal geben. Ich hab ihm also einfach mal geholfen und ziemlich bald drei eigene Stöcke bekommen. Und dann war ich auch schon angefixt, weil’s einfach so geil ist. Wie ein Strategiespiel.

Und wann hat das Ding wirklich angefangen zu laufen?

Das war 2017. Da hat mich das Thema Online-Business voll gepackt und ich hab mir mit YouTube-Videos beigebracht, wie man einen eigenen Amazon-Shop aufbaut. Das Problem ist: Für Amazon brauchst du ein Produkt, das du auch in hohen Mengen herstellen kannst. Denn wenn’s dir ausgeht, fällt dein Ranking und die Leute finden dich nicht mehr. Mit Honig geht das also nicht.

Zu der Zeit war ich aber voll Lippenbalsam-abhängig und irgendwann ist mir geschossen: Ich produziere in meiner Imkerei ja schon Honig, Bienenwachs und Propolis, da fehlt nur noch Olivenöl und ich kann die selbst herstellen. Ich hab mir also ein gutes Olivenöl organisiert, ein bisschen herumgetüftelt und den Propolis-Lippenbalsam vom Reiter direkt auf Amazon gestellt.

Mittlerweile hab ich ungefähr 25.000 Stück davon abgefüllt und sieben, acht andere Produkte von der Hautpflege über Honiglikör bis hin zur Wildblumenwiese ins Sortiment aufgenommen.

Du betreibst also einen eigenen Bauernmarkt auf Amazon?

Ich hab mit Amazon angefangen, weil man dort vergleichsweise schnell zu Kunden kommt. Als ich 2019 auf Shopify gestoßen bin, hab ich mir damit aber gleich einen eigenen Online-Shop eingerichtet. Im Vergleich zu Amazon ist das leider ziemlich träge, denn für den eigenen Online-Shop interessiert sich erst mal keine Sau. Darum hab ich mich letztes Jahr auch nach einem Facebook-Coach umgesehen. Das war ziemlich geil, weil ich wieder extrem viel gelernt hab und so meinen Online-Shop weiterentwickeln konnte.

Dein Bauernhof ist also eigentlich ein Online-Business?

Ja, großteils schon. Aber ich steh auch in vielen regionalen Geschäften im Regal und hab sogar eine Handelsagentin, die meine Produkte in der Grazer Gegend unter die Leute bringt. Es ist mir schon wichtig, dass ich nicht nur von meinem Online-Geschäft abhängig bin.

Obwohl es gerade im Online-Bereich einen riesigen Vorteil gibt: Die ganze Welt ist deine potenzielle Kundschaft.

Ja, man muss ein bisschen größer denken. Ich verkaufe mittlerweile großteils nach Deutschland und beliefere sogar eine Händlerin in England. Nur weil ein Produkt regional hergestellt wird, muss es ja nicht allein in der Region verkauft werden.

Du meinst, die Bauern sollten mit ein bisschen mehr Eiern rausgehen?

Ich glaube, dass sich viele Bauern selbst unterschätzen. Viele machen zwar echt geile Produkte, sind aber von den schönen Etiketten im Supermarktregal völlig eingeschüchtert. Dabei liefern sie oft die tausendfache Qualität. Honig ist da das beste Beispiel. Der kommt bei uns oft aus China und darf sogar dann als Honig bezeichnet werden, wenn er in Wirklichkeit nur zu 51 Prozent aus Honig besteht. Der Rest ist Zuckerwasser.

Ist den Leuten das bewusst?

Das Imkern boomt gerade ein bisschen. Viele achten beim Honigkauf schon darauf, ob da ein Imker dahintersteht, der sich um seine Bienen kümmert. Vor allem, weil diese durch die Bestäubung auch für viele andere Lebensmittel und die umliegende Pflanzenwelt sorgen.

Verkaufst du deinen Honig eigentlich auch über den Online-Shop?

Ja, wenn ich einen habe. Der geht vor allem in Deutschland ganz gut.

Aber wär’s nicht besser, die Deutschen holen sich ihren Honig bei den lokalen Imkerinnen und Imkern?

Sicher, am liebsten wär mir, dass jeder seinen Honig beim Imker aus der Nachbarschaft kauft. Nicht nur, weil man damit seine direkte Umgebung stärkt. Wenn man zum Beispiel Pollenallergiker ist, kann einem der regionale Honig sogar dabei helfen, die Allergiesymptome zu bekämpfen. Es wagt aber kaum jemand mehr den Sprung zum Erwerbsimker. Vom Honig allein kannst du auch nicht leben, denn wenn du an Händler verkaufst, bekommst du für einen Kilo vielleicht drei oder vier Euro. Wenn überhaupt.

Bist du Erwerbsimker?

Nein, wenn man unter 50 Stöcke hat, ist das Liebhaberei. Mein ganzer Honigverkauf ist also quasi ein Hobby. Für die anderen Produkte hab ich ein Handelsunternehmen.

Du bist also ein Einzelunternehmer und musst eigentlich fast alles selber machen, obwohl du über eine Million Angestellte hast. Das muss man auch mögen, oder?

Ja, da muss man sich voll reinhauen. Bei der Produktion, bei der Markenführung, bei der Verpackung und der ganzen Online-Geschichte. Entweder du investierst viel oder du machst es selbst. Dann musst du aber Vollstoff geben, Kurse machen, Tutorials anschauen, alles ausprobieren.

Bleibt da überhaupt noch Zeit für den Rest des Hofes und die Gästezimmer?

Das alles geht nur, weil meine Eltern immer noch überall mitarbeiten und alles schupfen. Mir ist aber klar, dass das nicht ewig so gehen kann, darum haben wir zum Beispiel die Gästezimmer zu Selbstversorger-Appartements umgebaut. Die machen deutlich weniger Arbeit.

Abschlussfrage: Das Ganze soll eine Success Story über eine erfolgreiche Hofübernahme werden. Kann man Erfolg in dem Zusammenhang überhaupt beziffern?

Was mir am meisten taugt ist, dass ich jeden Tag etwas machen kann, das mich glücklich macht und ich damit auch noch meinen Lebensunterhalt verdiene. Da geht’s gar nicht um die Summen, sondern um das, was man tut. Und das ist einfach das Geilste, was dir passieren kann.

Für alle, die mehr erfahren wollen:
Hier geht’s zur Website vom Reiter.