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Gut, Besser, Schlosser: Herbert Reiter

Luger Sabrina

Herbert Reiter Junior ist geborener Schlosser. Und zwar wortwörtlich. Er hat seine ganze Kindheit zwischen Eisen, Blech und Stahl im elterlichen Betrieb in Haus im Ennstal verbracht, demnächst übernimmt er ihn in dritter Generation. Uns hat der 26-Jährige erzählt, warum er wieder eine Lehre machen würde und warum man als Lehrling unter lauter Studenten der Checker ist.

hektar: Sag Herbert, war es für dich schon immer klar, dass du einmal Schlosser wirst?
Herbert: Also irgendwie wachst du damit auf, wenn der Vater und der Opa einen eigenen Betrieb haben. Ich hab mir deswegen nie was anderes vorstellen können. Von Jung an war ich immer in der Schlosserei und hab auch mitgearbeitet, da hat’s nie was anderes gegeben.

Wer hat dir das Handwerk dann beigebracht?
Ich hab schon vom Opa immer viel gelernt, besonders auch die Schmiederei und andere traditionelle Sachen wie Kupfertreibarbeiten, was man heute gar nicht mehr so macht. Mein Papa war dann schon mehr im Bauwesen. Von ihm hab ich das Wirtschaftliche gelernt.

Würdest du wieder eine Lehre machen oder doch länger in die Schule gehen?
Schule oder Lehre, beide haben ihre Vorteile, aber ich würde es genau gleich wieder machen. Du hast deinen eigenen Verdienst, stehst schnell auf eigenen Beinen und bist einfach recht früh unabhängig. Nachdem ich die Lehre abgeschlossen habe, bin ich eigentlich eh wieder in die Schule gegangen und habe in Linz den Schlossermeister gemacht.

Die Lehrzeit war einfach eine coole Zeit, weil ich mir schon Geld ansparen hab können und dann, wie ich Weiterbildungen gemacht hab, Förderungen und Bildungsbeihilfen bekommen habe. Und auch wenn du jetzt eine Schule machst, dann kennst du halt die Theorie. Mit einer Lehre lernst du halt wirklich von Grund auf alles, von der kleinsten Sache wie dem Bohren bis hin zu große Konstruktionen bauen. Und im Endeffekt hab ich mit meiner Lehre alles machen können, ich bin danach wieder in die Schule und war eine Zeit lang auch in Wien bei meinen Freunden die studiert haben.

Was hast du da gemacht und wie war es für dich in der Stadt?
Also mit 23 bin ich dann nach Wien gegangen und habe dort das Zertifikat für Schweißwerkmeister gemacht und im Zuge dessen den International Welding Specialist und den European Welding Technologist. In Wien hat es mir vollgas getaugt. Es war was ganz anderes als daheim, ich hab viele Leute kennengelernt und gesehen wie es bei ihnen so abläuft. Da hab ich schon einen gewissen Unterschied gemerkt. Ich hab mir einfach mehr leisten können als meine Freunde, die studieren waren und irgendwelche Jobs gemacht haben um sich das Leben und vielleicht einen Urlaub leisten zu können.

Warum bist du dann nicht in der Stadt geblieben, wenn es dir so gut gefallen hat?
Also am Anfang, wenn du in der Stadt bist, dann denkst dir es is richtig cool. Es gibt viel zu erleben, du kannst immer was tun und findest immer neue Sachen die du noch nicht kennst. Aber im Endeffekt bin ich immer gerne heimgekommen. Daheim sind halt die Familie und die Freunde. Und wenn du in das eine Kaffeehaus gehst, das es daheim halt gibt, weißt du, dass du dort jemanden kennst. Das ist auch das Schöne.

Wie waren die Lehrjahre für dich? Überhaupt weil du daheim gelernt hast?
Ja daheim zu lernen ist nicht das Einfachste. Das was sich in der Firma abspielt, das spielt sich dann daheim weiter ab. Aber im Ganzen hat es gut gepasst. Es ist natürlich auch ein Vorteil, dass du dann auch gleich alle wichtigen Leute aus der Region kennenlernst, mit denen du dann auch später zusammenarbeiten wirst. Da hast du dann keine Schwierigkeiten mehr.

Mit 18 bin ich aber auch in einen anderen Betrieb in Hofgastein gegangen, damit ich auch was anderes kennenlerne. Da kommst du dann wieder auf andere Ideen und Herangehensweisen.

Was hat dich in der Lehrzeit am meisten genervt?
Puh, da fallt mir auf die Schnelle nix ein. Ich mein, in jedem Beruf gibt es Tage wo man sich in der Früh schon denkt „heute freut’s mich nicht“, oder es zipft dich etwas an, weil du einen Fehler gemacht hast. Aber das gibt es in jedem Beruf.

Was ist das Geilste an der Metalltechnik?
Also am coolsten finde ich eigentlich, dass du so viele Sachen machen kannst und in so viele Bereiche reinkommst. Du kannst dich künstlerisch ausleben, deine Ideen einbringen, es muss nicht immer alles gleich ausschauen. Du kannst 1000 verschiedene Geländer oder Tischbeine machen und immer ein einzigartiges Stück herstellen. Das ist das Schöne an dem Beruf.

Jetzt wirst du ja bald den Betrieb daheim übernehmen. Wie viele Mitarbeiter*innen hast du und was sind so die Challenges als Chef einer Schlosserei?
Also wir haben zurzeit sieben Mitarbeiter und heuer haben wir, Gott sei Dank, wieder einen Lehrling gekriegt. Das war eine Challenge, da habe ich jetzt wirklich zwei Jahre herumgetan, dass wir einen gefunden haben. Ich habe in der Schule Plakate aufgehängt, beim AMS nachgefragt und auf Facebook Werbung geschalten. Aber bei uns in der Region ist es schwierig wen zu finden. Das hört man generell, dass nur wenig Leute hier eine Lehre anfangen.

Warum glaubst du ist das so?
Ich glaube das hat sich einfach mit der Generation verändert. Bei mir im Freundeskreis war es normal, dass fast jeder eine Lehre macht. Da hat einer erzählt welche Lehre er beginnt und dann hat man sich das vielleicht für sich selbst auch überlegt.Mittlerweile ist es eher so, dass man länger in die Schule geht. Aber wenn du heute ein guter Arbeiter bist, dann hast du eine schöne Zukunft. Denn wenn du ein Handwerk beherrscht, dann bist du einfach richtig gefragt und wirst auch immer gefragt sein.