Nicht nur am Weltfrauentag: Ihr Wein schmeckt nach Gleichberechtigung

Luger Sabrina

Anna Faber ist Winzerin, Mutter und Feministin. Die 31-Jährige wird in wenigen Monaten das Weingut ihrer Mama Maria übernehmen, die den Betrieb 1999 als Quereinsteigerin aufgebaut hat. Neben g’schmackigen Trauben stecken in ihren Weinen auch eine Menge Frauenpower, der Einsatz für Klimaschutz und Frauenthemen.

Einen halben Hektar Weingut hat Maria Faber-Köchl in den 90ern geerbt und sich gedacht: Ich probier das einfach einmal, das mit dem Weinmachen. In der Abendschule macht sie schließlich die Ausbildung zur Winzerin und entdeckt für sich eine neue Leidenschaft. Gut 24 Jahre später bewirtschaftet sie gemeinsam mit ihrer Tochter Anna ganze acht Hektar Bio-Weingut.

„Meine Mama hat immer schon viel Unterstützung von anderen Frauen bekommen. Von der Oma, die auf uns aufgepasst hat, über Freundinnen, die sie bei der Lese unterstützt haben“, erzählt Anna. Heute stehen sie gemeinsam im Weingarten und -keller und teilen sich die Arbeit auf: „Mit der Mama zusammenzuarbeiten ist leichter, als sich viele vorstellen. Wir sprechen Dinge sehr offen an, es darf dann auch sehr direkt sein. Da sind wir beide nicht nachtragend.“ 

„Wer macht eigentlich den Wein?“

Doch als Winzerin muss man sich auch einiges anhören, wie Anna erzählt: „Als meine Mama 1999 begonnen hat, war das noch viel schlimmer, aber auch heute bin ich immer wieder mit Fragen konfrontiert, die ich nur bekomme, weil ich eine Frau bin: ‚Wer macht den Wein bei euch? Du bist nur das hübsche Mädl, das nach außen hin den Wein repräsentiert? Wo sind eure Männer? Versteckt's ihr die?‘“

„Das Ding ist, einen Winzer würde auch niemand fragen: ‚Wo ist deine Frau? Was macht deine Frau?‘ Da wird einfach akzeptiert, dass der auf der Messe seinen eigenen Wein verkauft“, meint Anna.

Women supporting women

Sich als Frauen gegenseitig zu unterstützen, ist für Anna besonders wichtig: „Wenn ich auf Messen zum Beispiel nach Tipps für andere Weine gefragt werde, dann ist es mir wichtig, eine andere Winzerin zu empfehlen.“ Aber auch außerhalb des Weingartens leben die Faber-Köchels Female Empowerment. Zwanzig Prozent von dem Gewinn, den die Winzerinnen vom 25. Februar bis zum 8. März, dem internationalen Frauentag, einnehmen, spenden sie an ein soziales Frauenprojekt.

„Wir haben immer so viel Unterstützung von Frauen bekommen, wir wollen auch etwas zurückgeben“, erklärt Anna. Und so haben sie und ihre Mama sich entschieden, ein soziales Projekt der katholischen Frauenbewegung zu unterstützen. Eine Aktion, bei der Maria früher selbst ehrenamtlich mitgeholfen hat. 2022 haben sie so 738,78 Euro für die Unterstützung von Frauen auf den Philippinen beitragen können. 

Gleichberechtigung auch abseits des Weingartens

Dass die Gleichberechtigung im Weingarten mehr Sein als Schein ist, beweist Anna mit ihrem Partner. Die beiden haben sich zum Beispiel die Karenzzeit 50/50 aufgeteilt. Jeder von ihnen war je sechs Monate zuhause bei ihrer Tochter: „Immer 50/50 geht aber leider nicht, eine Person macht immer mehr. Aber wir versuchen es halt!“

Die Kinderbetreuung am Land ist für die Jungmama ein wichtiges Thema: „Weil es ist zach!“, wie sie sagt: „Wenn es eine Kinderbetreuung in der Nähe überhaupt gibt, dann ist die in Niederösterreich teuer. Das zwingt manche Mütter daheim zu bleiben. Weil mit dem Gender-Pay-Gap ist es immer noch oft so, dass die Frau weniger verdient als der Partner. Und bevor man dann viel Geld für die Betreuung zahlt, ist es häufig der Fall, dass man als Frau dann doch daheimbleibt.“

Die Karenzzeit haben sich Anna und ihr Partner Halbe-Halbe aufgeteilt. ©karma+pitch

„Ich will einfach, dass es tatsächliche Gleichberechtigung gibt und wir nicht mehr darüber reden müssen. Bis dahin hab‘ ich zwar keine Zeit, um für diese Themen auf die Straße zu gehen, aber ich kann auf Social Media darauf aufmerksam machen und das tu ich auch.“