Dieser Typ hat einen Vogel: Mit einer Henne um die Welt

Schwoaga Andi

Eigentlich wollte Guirec Soudee 2014 die Welt umsegeln. Allein. Aber schon beim ersten Stop auf den Kanarischen Inseln änderte sich alles, denn dort traf er Monique: eine heißblütige Spanierin, die niemals den Schnabel hält und nebenbei auch noch viel größere Eier als der Franzose hat. Aber das ist ganz normal, schließlich ist Monique auch ein Huhn. Dass sie ihm mal die Show stehlen würde, hätte er sich damals aber wohl nicht gedacht.

Monique ist das erste Huhn, das solo den Atlantik überquert hat. Dreimal. Sie ist außerdem auch die erste Henne, die schwierige Nordwest-Passage (ja, das ist die aus der Amazon-Serie „The Terror“) inklusive 130 Tage Packeis gemeistert und im Polarmeer überwintert hat. Und dann ist sie auch noch das erste Huhn, das vom arktischen Eismeer bis zur Antarktis gesegelt ist. Und das alles nur mit einem einzigen Franzosen an Bord, Guirec Soudee.

Das Fazit nach fünf gemeinsamen Jahren auf See: eine schwimmende Ein-Huhn-Farm mit einer Leistung von sechs Eier pro Woche (schon auf ihrer ersten Hochseereise legte Monique bereits 25 Eier in 28 Tagen) und eine Freundschaft, die es so zuletzt bei Flipper und Sandy gegeben hat. “Ich wusste sofort, dass sie die Eine ist!“, schwärmt Soudee über seine Reisegesellschaft in einem Interview mit der BBC.

Freilandhuhn auf hoher See

Monique genießt ihre Freiheit. Sie surft, schwimmt und hat auch das Skateboard- und Schlittenfahren für sich entdeckt. Ein Freilandhuhn ist sie also allemal, auch wenn die heimischen Behörden das nicht so sehen würden. Ihr Auslauf ist zwar groß genug (immerhin handelt es sich dabei um ein Boot und einen ganzen Ozean), aber nicht begrünt. Und da sie in letzter Zeit auch eine Vorliebe für fangfrischen Fisch entwickelt hat, wird es aus futtertechnischer Sicht wahrscheinlich auch mit der Bio-Zertifizierung nichts. Dafür hat Monique schon mehr von der Welt gesehen als jede andere Henne. Und neben dem Film „Vom Nordpol zum Südpol“, der im September seine Premiere feierte, gibt’s von ihr auch noch ein Buch: „Seefahrt mit Huhn“.

Jetzt übernimmt der Mensch das Ruder

Letzte Woche ist Guirec zu seinem neuesten Abenteuer aufgebrochen – er will den Atlantik dieses Mal mit einem eigens gebauten Ruderboot überqueren. Und zwar mit reiner Muskelkraft. Zum ersten Mal seit 2014 bricht er ohne sein Huhn Monique auf. Offiziell, weil die Kentergefahr des neuen Bootes zu hoch sei. Vielleicht will er seinen Ruhm auch einfach nicht mehr mit einem Huhn teilen. Oder liegt es doch an den neuen Verordnungen zum Schutz vor der Vogelgrippe?

Wir wünschen ihm auf jeden Fall viel Glück.