Die Rauhnächte: Warum wir uns nicht ein-, sondern ausrauchen

Luger Sabrina

Wie hat die Oma immer gesagt? In den Rauhnächten hängt man keine Wäsche auf. Was man stattdessen macht ist Haus und Ställe ausräuchern. Und warum macht man das? Weil es ihre Großeltern auch schon so gemacht haben. Und deren Eltern wahrscheinlich auch. Aber was steckt wirklich dahinter?

Tja, um das herauszufinden, muss man in der Zeit ein bisschen zurückgehen. Es wird nämlich vermutet, dass die Rauhnächte auf den germanischen Mondkalender basieren, der elf Tage im Jahr mehr hatte als unser heutiger Sonnenkalender. Diese zusätzlichen Tage wurden als „aus der Zeit“ betrachtet. Genau genommen geht es hier um die letzten sechs und die ersten sechs Tage des Jahres, die dunkelsten und kältesten im Jahr. 

Die Tore zwischen dem Hier und der „Anderswelt“ sollen da besonders weit offen sein. Geister könnten also quasi spazieren gehen bei uns und es sich in unseren Häusern und Ställen bequem machen.

Auch Perchtenumzüge haben zu dieser Zeit ihren Höhepunkt. Die Menschen haben sich nämlich als Teufel verkleidet, um die Geister zu vertreiben. Daher, so wird vermutet, stammt auch das Wort „Rauhnacht“. Es soll auf das mittelhochdeutsche Wort „rûch“ zurückgehen, das so viel wie „haarig“ und „pelzig“ bedeutet.

Warum man raucht, zu den Rauhnächten

Besonders im alpinen Raum wurden deswegen die Häuser und Stallungen mit Kräutern und Weihrauch ausgeräuchert, um alle negativen Energien zu vertreiben. In gewissen Regionen sollen auch die Äcker mit Weihwasser für eine gute Ernte besprenkelt worden sein.

Auch die spirituelle Community auf Instagram springt die letzten Jahre immer mehr auf die Tradition rund um die Rauhnächte auf. Diesmal setzen sie aber keine neuen Trends, immerhin gibt es dieses Brauchtum schon seit Ewigkeiten. Was man aber sagen muss, der Fokus liegt bei ihrer Version der Rauhnächte eher beim persönlichen Reflektieren als bei der Vertreibung von bösen Geistern. In diversen Guides und Blogposts finden sich Anleitungen zum modernen Räuchern, Selbstreflektion und Ritualen.

Und so fern ist das dann gar nicht von der ursprünglichen Tradition. Denn auch früher haben die Menschen in „der Nacht des Jahres“, wie die Rauhnächte wegen der Dunkelheit auch bezeichnet werden, aufgrund der Wetter- und Lichtbedingungen viel Zeit zuhause und in den Kreisen der Familien verbracht und hatten Zeit – nicht nur zum Streiten, sondern auch um über das vergangene und bevorstehende Jahr nachzudenken.

Und was genau raucht man?

Viele räuchern aufgrund des Geruchs gerne mit Weihrauch aus, es gibt aber auch Vieles aus dem Garten, mit dem es sich räuchern lässt. Beliebt sind Beifuß, Fichtenharz, Lavendel, Rosmarin, weißer Salbei und Wacholder. Manche geben auch Speik und Zweige vom Palmbuschen vom letzten Palmsonntag dazu.

Und das erklärt dann auch wieder, warum keine Wäsche hängen sollte: Weil die dann nämlich nach Rauch stinkt. Eh kloa.

PS: Spaß beiseite. Diese Erklärung ist zwar die realistischere, dem Mythos zufolge sollen in den Leintüchern aber die Demonen hängen bleiben. 🤷‍♀️