Wir kriegen das geregelt: 10 Bauernregeln für gesündere Kälber

Schwoaga Andi
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„Kräht der Hahn am Mist, ändert sichs Wetter oder es bleibt wie es ist.“ Bauernregeln wie diese machen sich gut auf Kalendern und in schlechten Witzen, im täglichen Business am Hof helfen sie dir aber selten weiter. Doch das hat jetzt ein Ende, denn wir präsentieren euch hier feierlich 10 Bauernregeln für gesündere Kälber, die wirklich stimmen.

Dazu haben wir uns mit jemandem zusammengesetzt, der es wissen muss: Dr. med. vet. Carl-Christian Gelfert, seines Zeichens Fachtierarzt für Rinder und nunmehriger Market Manager der Rindersparte von MSD Tiergesundheit Österreich. Frei nach dem Motto „Geht das Kalb in Krankenstand, ist auch der Bauer bald am Sand“ hat er uns erklärt, worauf man bei der Kälberaufzucht achten muss und wie man gängige Krankheiten von vornherein verhindern kann. Kleiner Spoiler, weil es grade ein Reizwort ist: Es kommen auch Impfungen vor! Aber genug geredet, jetzt geht’s los.

Das reimt sich, und was sich reimt ist gut, das wusste schon der Pumuckl. Aktuelle Studien zeigen außerdem: Erkrankungen im Kälberalter wirken sich negativ auf die spätere Leistung als Milchkuh oder Maststier aus. So braucht eine solche Kalbin etwa mehr Besamungen, um trächtig zu werden. Zudem zeigt sich auch: Als Kalb erkrankte Kühe scheiden früher aus der Herde aus, etwa schon nach der zweiten Laktation.

Das sagt der Experte: „Erkrankungen im Kälberalter haben negative Langzeitfolgen – auch dann, wenn das Kalb wieder voll genesen ist. Gängigen Krankheiten wie Kälberdurchfall kann man mit einer Impfung und ohne viel Aufwand vorbeugen.“

Beginnt man mit dem Impfen schon beim Muttertier, ist das Kalb gleich doppelt geschützt. Zum einen bekommt es die Antikörper gegen viele Haupterreger wie Rotaviren, Coronaviren, E. coli, BRSV, Pi3-V oder Mannheimia haemolytica direkt über die so gepimpte Biestmilch „eingeimpft“, zum anderen scheidet die geschützte Mutterkuh auch weniger Erreger aus.

Das sagt der Experte: „Muttertierimpfungen schützen das neugeborene Kalb vom ersten Schluck Biestmilch an. Und das ist ein riesiger Startvorteil.“

In der Natur ziehen sich Kühe zum Abkalben zurück – im Stall übernimmt diese Funktion die Abkalbebox. Damit diese Box aber nicht zur Erregerfalle für das neugeborene Kalb wird, muss sie regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Und vor allem sollte sie niemals zur Absonderung von kranken Tieren verwendet werden.

Das sagt der Experte: „Jede kranke Kuh bringt ihre Keime mit und verbreitet sie in der Abkalbebox, und das neugeborene Kalb infiziert sich. Daher gehören dort nur Kühe und Kalbinnen hinein, die in naher Zeit abkalben. Sonst nichts.“

Die Regeln für gute Biestmilchgabe sind ganz einfach: ganz schnell, ganz viel und nur von bester Qualität. Ganz schnell heißt in diesem Fall unmittelbar nach der Geburt, spätestens jedoch innerhalb der ersten beiden Lebensstunden, denn direkt nach der Kalbung hat das Kalb noch einen natürlichen Durst und wird die Biestmilch gerne exen. Und was das „ganz viel“ betrifft: Während bei Bauern und Bäuerinnen oft schon ein Stamperl reicht, um auf die Gesundheit zu trinken, sollten es beim Kalb schon 3 bis 4 Liter sein. Viel hilft viel.

Das sagt der Experte: „Die Qualität der Biestmilch kann man mit einem Brix-Refraktometer überprüfen. Gute Biestmilch hat einen Brixwert über 22 Prozent. Und damit die richtigen Antikörper drin sind, wurde die tragende Kuh vorher idealerweise geimpft.“

Damit die Biestmilch auch ihre volle Wirkung entfalten kann, ist Sauberkeit sehr wichtig. Sprich: Melkmaschine, Melkeimer, Nuckelflasche, Schutzkleidung und vor allem die Hände müssen sauber sein. Ansonsten bekommt das junge Kalb zu den schützenden Antikörpern einen Haufen gefährliche Erreger mit dazu.

Das sagt der Experte: „Unsauberes Ermelken oder unsaubere Lagerung führen zu einer erhöhten Keimbelastung. In der Folge erkrankt das neugeborene Kalb ausgerechnet durch die Biestmilch, die genau das eigentlich verhindern sollte. Deshalb: immer sauber bleiben“

Kälberdurchfall ist nicht nur für das Kalb unangenehm: Man muss es öfter tränken, macht sich Sorgen und bei schwereren Verläufen muss auch noch der Tierarzt her. Außerdem zeigen Studien auch, dass Kälber nach einer Durchfallepisode leichter eine Infektion der Atemwege bekommen.

Das sagt der Experte: „Im Durchschnitt verursacht Kälberdurchfall Zusatzkosten von rund 185 Euro pro betroffenem Tier. Die Vorsorge durch die bereits erwähnte Muttertierimpfung kommt da deutlich günstiger.“

Kanadische Forscher haben an Rindergrippe erkrankte Kälber beobachtet und ihre spätere Milchleistung mit gesunden Tieren verglichen. Das Ergebnis: 525 Kilo weniger Milch in der ersten Laktation. Ähnliche Untersuchungen gibt es auch bei Maststieren – hier standen Bullen, die als Kalb an Rindergrippe erkrankt waren, 44 bis 59 Tage länger im Stall.

Das sagt der Experte: „Sogar nur im Ultraschall sichtbare Lungenschäden einer Rindergrippe können negative Langzeitfolgen verursachen. Mit einer wirksamen Impfstrategie lassen sich diese aber einfach vermeiden.“

Immer der Nase nach, denken sich viele Erreger. In der Nasenschleimhaut befinden sich daher viele Abwehrzellen und Botenstoffe des Immunsystems, die die fremden Viren oder Bakterien erkennen, um dann einen lokalen Schutz aufzubauen. Bei einer natürlichen Infektion kommt es aber immer wieder zu Entzündungen und klinischen Symptomen wie Nasenausfluss, Husten, erschwerter Atmung oder Fieber.

Das sagt der Experte: „Mit einer Impfung in die Nase baut das Immunsystem den lokalen Schutz auf – ohne, dass das Kalb dabei erkrankt.“

In der Natur gehen Kälber bis zu 16 Mal am Tag bei der Mutter trinken. Das ist natürlich mehr als das, was in der Regel in einem Stall angeboten wird. Mit einer Ad-libitum-Tränke (zu Deutsch „nach Belieben“) kann das Kalb aber saufen so oft es will. Dazu gibt es aber ein paar Regeln zu beachten. So muss ein Deckel auf den Eimer, damit keine Fliegen hineinfallen und auch der Milchaustauscher muss dafür geeignet sein.

Das sagt der Experte: „Die Kälber werden es Ihnen danken: durch besseres Wachstum, durch ein stabileres Immunsystem und durch eine größere Euteranlage.“

Stress tut niemandem gut, auch nicht dem Kalb. Vor allem in den ersten Stunden und Tagen ist das junge Tier schwer damit beschäftigt, stehen und saufen zu lernen und sich in seiner Umgebung zurechtzufinden. Das Immunsystem wappnet sich unterdessen gegen stalleigene Erreger. Da ist jeder zusätzliche Stress kontraproduktiv.

Das sagt der Experte: „Manche Stresssituationen wie etwa das Einstallen in eine neue Gruppe, das Enthornen oder ein Verkauf lassen sich nicht vermeiden – umso wichtiger ist es, dass das Immunsystem des Kalbes etwa durch Impfungen gut eingespielt ist. Und wenn wir es dann schaffen, die notwendigen Stresssituationen so verträglich wie möglich zu gestalten, haben wir alles getan, damit die Kälber sich weiter gesund entwickeln.“

Alle Bauernregeln findest du hier gesammelt zum Download.