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Alles für die Fisch’: Dieser Wiener hat seinen Bürojob an den Nagel gehängt

Luger Sabrina

„Die Arbeit in der Natur hat mich geerdet, obwohl ich eigentlich gewassert sagen sollt‘ als Fischbauer“, schmunzelt Daniel Braunsteiner. Nach 15 Jahren Werbeagentur-Leben hatte er die Nase voll von dem Stress und wollte nicht nur raus aus seinem alten Leben, sondern auch raus aus Wien. Darum hat er angefangen Fische zu züchten.

Eines vorneweg: Ganz raus aus der Stadt hat er es aber bis heute nicht geschafft. Er lebt heute halb in der Steiermark (wo seine Fische aufwachsen) und Wien (wo er seine Fische verkauft).

Die Werbe-Karriere hat er aber an den Nagel gehängt: „Nach 15 Jahren Werbebranche, jeden Tag 200 Prozent geben und nachts einfach nur müde ins Bett fallen, war ich einfach ausgepowert. Die Liebe zur Natur, das am Fischwasser sitzen und Fische beobachten, das alles habe ich durch die Arbeit nicht mehr so gepflegt. Mir ist dann wieder eingefallen, dass mir das eigentlich guttut. Und auf Werbung kann man, finde ich, wirklich verzichten.“

Fische fangen statt Kunden angeln

Wie der Zufall, oder das Schicksal, es will, trifft Daniel genau in dieser Findungsphase auf jemanden, der sich mit Seesaiblingen beschäftigt. Als die Frage kommt, ob der Wiener ins Fisch-Business einsteigen und sich um die Vermarktung kümmern will, überlegt Daniel nicht lange. Die beiden hauen sich also auf ein Pack’l, suchen und finden einen passenden Standort und wollen gerade die Bagger für ihr neues Projekt anrollen lassen, als dann doch alles anders kommt.

„Dann sagt der mir, er kann das nicht. Dass er einen anderen Traum hat, den er sich erfüllen will und deswegen das mit den Fischen nicht tun kann. ‚Ja bist du des Wahnsinns! Jetzt wo die Bagger in zwei Wochen anrollen, kommst du drauf‘, habe ich ihm gesagt. Da hat’s mich schon kurz gerissen. Aber mir war sofort klar, dass ich das dann halt alleine mache“, so Daniel.

Fischverliebt

Darum züchtet Daniel seit mittlerweile 16 Jahren Seesaiblinge in Bio-Qualität: „Die sind ein bissi wie eine Primaballerina – empfindlich, aber total toll.“ Er beschreibt den Raubfisch als Gruppenkuschler, weil er ein Schwarmfisch ist, und auch als unterhaltsamen Gesellen: „Wenn man ihnen zuschaut, und das geht bei uns sehr gut, weil das Wasser zu 99 Prozent sehr klar ist, dann merkst du wie die Kleineren die Größeren sekkieren.“

Das Beobachten ist ein essenzieller Teil von Daniels Arbeit als Fischbauer: „Es ist eine zentrale Aufgabe, den Finger im Wasser zu haben. Ich muss immer schauen wie es ihnen geht. Der Fisch ist ja keine Kuh, die im Stall steht und schreit, wenn ihr was weh tut. Meine Kühe drehen den Bauch nach oben, wenn es ihnen nicht gut geht.“

Doch genau dieses Beobachten, das mit den Jahreszeiten leben, dieser natürliche Rhythmus ist das, was Daniel so taugt. Er erklärt: „Du bist einfach nicht mehr in dieser Instant-Gesellschaft, wo alles gleich passieren muss. Dieses ‚Hey, hast du meine Nachricht schon gelesen, hast du das schon fertig?‘ Es ist ein natürlicheres Tempo der Arbeitsabläufe. Einen Fisch kann ich nicht ankurbeln und sagen ‚wachse schneller‘.“

Best of both worlds

„Ich bin ein Wanderer zwischen den Welten“, sagt er über seine aktuelle Lebenssituation. Seine Fische sind in der Steiermark zuhause, Donnerstag bis Samstag verkaufen Daniel und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese dann auf unterschiedlichen Märkten in Wien und Mödling.

Auf den Märkten trifft Daniel dann doch immer wieder auf Menschen von früher: „Die sind dann verwundert, dass ich jetzt ganz was anderes mache. Viele von ihnen sind noch immer in der Medienbranche und wenn ich von meiner Arbeit mit den Fischen erzähle, habe ich das Gefühl, dass da bei ihnen auch eine gewisse Sehnsucht aufkommt.“